Mord an der Nähmaschine oder…{Anleitung}
…“Die Paspel um die Ecke gebracht“.
Nein, ich geh nicht unter die Krimiautoren. Wäre aber sicher spannend. Würde natürlich ein Pfalzkrimi werden. Ist klar, ne? Da bin ich total patriotisch.
Aber nein. Es gibt zwar was Neues aus Pearl’s Harbor (ahhh, Kopfkino hört sich ja an wie „Neues aus Uhlenbusch“. Könnt Ihr Euch noch an den Gockel Konstantin erinnern. Vermutlich läuft das Lied jetzt die ganze Zeit, während ich hier schreibe in meinem Gehirr) Oh – ich schweif schon wieder ab.
Ich habe diese Woche also endlich wieder ein Projekt vollendet, oder zumindest zum Teil, denn es wurde nur ein Kissen, ein weiteres soll aber folgen. Und wie das so ist, wenn man gerne aber zu wenig näht und auch selten Serienproduktion, vergißt man also ich vergesse dann hin und wieder was. Nämlich wie es geht. Für Maße, z. B. bei einem Kissen mit Hotelverschluß oder meinen Schlüzi habe ich mir mittlerweile ein Buch angelegt. Sonst muss ich jedes Mal wieder neu messen und rechnen. Diese Woche beschäftigte mich aber ein anderes Problem: Wie war das denn nochmal mit der Paspel? Wie bekomme ich die denn nun um die Ecke?
Wenn ich ehrlich bin, bin ich erst während des Nähens wieder drauf gekommen und weil ich es für „nachfolgende Generationen“ oder spätere Projekte in Erinnerung behalten will, dachte ich, knippste mal mit und machst direkt eine Anleitung für das ganze Kissen drauß.
Also, meine Damen und Herren, hier ist sie, vielleicht nicht die ultimative, sondern die Anleitung, wie ich die Hüllen nähe und auch gleich noch die Paspel um die Ecke bringe:
Der Kissenbezug mit Hotelverschluß ist zwar die einfachste Art, einem Kissen ein Mäntelchen zu verpassen, für mich aber die bequemste, weil kein Reißverschluß und keine Knöpfe beim Kuscheln stören und auch keine unschönen Abdrücke im Gesicht hinterlassen.
Für ein Inlet von 50 x 50 cm (z. B. Granat von IKEA) wird die Vorderseite 52 x 52 cm zugeschnitten. Für die Rückseite 52 cm brei und zwei Stoffstücke von 35 und 42 cm länge.
Enthalten ist jeweils die Nahtzugabe und 2 cm Saum.
(Ja, mein Handmaß ist schon gut gebraucht ;-))
Die lange Kante (Breite des Kissens) wird 2 cm umgebügelt und dann nochmals 2 cm nach innen geschlagen. Das gibt einen sauberen Saum und einen festen Halt.
Der Saum wird von Außen doppelt abgesteppt. Meine Maschine hat zwar eine Scala, damit ich es besser sehe, klebe ich aber mit buntem Tape ab. Gesteppt wird knapp an der Kante. Ich mache das durch verstellen der Nadelposition. Wer das nicht kann, muss eben das Klebeband ein paar Millimeter versetzt anbringen.
Mit oder ohne Paspel? Ich habe mich für „mit“ entschieden. Gibt der Kombi noch mal einen Pfiff. Der Profi würde hier wahrscheinlich messen, markieren und schneiden. Ich bin kein Profi. Ich führ die vorgefertigte Paspel mit. Hier wäre angebracht, die Breite zu messen. Meine hat eine Nahtzugabe von einem Zentimeter und passt so genau zu meinem Stoffzuschnitt (ansonsten muss die Nahtzugabe entsprechend angepaßt werden). Ca. 5 cm Schnur überstehen lassen und unten in der Mitte anfangen anzunähen.
Ich benutze zum Annähen den Reißverschlußfuß, weil ich damit ganz nah an die Kordelkante komme (Nadelposition so weit wie möglich nach links verstellt.) Die Paspel führe ich beim annähen mit. Die Nahtzugabe schließt mit der Kante des Stoffes ab.
Genäht wird bis ein Stich vor der NZ. Die Nadel bleibt im Stoff stecken. Füßchen heben und bis direkt an die Naht das Paspelband einschneiden. Dann läßt es sich bequem um die Ecke legen. Stecknadel rein, Füßchen runter. Ein Stich weiter gerade aus in den Stoff. Nadel unten lassen, Füßchen wieder hoch, Stoff in die richtige Richtung drehen und wieder auf der Paspel entlang bis zur nächsten Ecke. Gleiches Spielchen noch 3 mal und dann ab zum Ende…
So, und nun tricksen wir ein bißchen: Aus dem überstehenden Ende der Paspel (das Stück vom Anfang) wird die Schnur bis zum Nahtanfang enfernt und zur Kante umgeschlagen. Jetzt wird es Zeit, die Paspel auf die richtige Länge zu schneiden. Also 3 cm nach dem eigentlichen Ende kappen. Und aus den letzten cm ebenfalls die Schnur entfernen.
Enden auf die Seite kippen und wegstecken. Rest festnähen.
Natürlich könnte man auch messen, das Paspelband aufstecken und jeweils bei 50 cm einschneiden und direkt die Vorderseite mit annähen, d. h. das Paspelband direkt zwischen den beiden Stofflagen mitfassen.
Ich finde das aber so einfacher, weil ich sehe, was ich tue. Das Paspelband ist somit also im Moment nur auf einer Stofflage. In der Ecke ist ein Stich vom Paspelband runter und der nächste geht wieder auf das Paspelband rauf.
Zusammengenäht wird jetzt rechte Stoffseite auf rechte Stoffseite, wobei die Saumkante des oberen Stoffteils (also das größere) direkt auf dem Vorderseitenstoff liegt. Das kleinere Teil liegt jetzt noch Außen. Anständig feststecken, besonders an den Übergängen / der Öffnung der einzelnen Stofflagen.
Achtung: Die Paspelenden liegen unten!
Festnähen, Nadeln raus, wenden und nachsehen, ob alles chic ist. Dann evtl. nochmals auf links drehen und versäubern.
Wenn alles gut gemacht ist, sieht man nicht mehr, wo das Ende der Paspel ist.
Die Aufnahme ist mit einem Macro-Objektiv gemacht, damit Ihr die Verarbeitung sehen könnt.
Selbst wenn das Kissen mal verkehrt herum liegt, macht es mit den Maßen der Rückseitenstoffe immer noch eine gute Figur.
Hach, und dann muss ich noch was erzählen, was man auf den Bildern nicht sieht: Den Kreis habe ich mit Volumenvlies unterfüttert und mit Crazytechnik mit dem Zickzackstich und Garnen in Grau und in Gelb mehrfach umnäht. Das Volumenvlies gibt dem Kreis eine Dreidimensionalität, die durch den Schriftzug, der nachträglich aufgenäht wurde, nochmals hervorkommt.
Stoffe: Design Hamburger Liebe. Bereits im letzten Jahr gekauft.
Noch mehr Anleitungen aus meiner Feder Tastatur findet Ihr unter DIY/Anleitungen.
10 Kommentare
die3flinkenSpulchen-GiselaF
Wir machen auch nahezu alle Kissen mit Hotelverschluss, schnell und praktisch. Nur an die Paspel hab ich mich bisher noch nicht getraut, wie du das aber so schön schreibst scheint es doch garnicht sooo schwer zu sein.
Schau doch mal bei uns rein, wir haben eine Verlosung von einer Tasche, vielleicht hast du ja Interesse mitzumachen.
LG Gisela
Susanne Krauss
Schnell, praktisch und sehr gemütlich 😉 ist so ein Hotelverschluß. Und die Paspel ist echt leichter angebracht, als ich zuerst gedacht hatte.
LG Susanne
Muddi
Geniales Kissen! Ein perfekter RUMS. 😉 Danke für die Paspelanleitung, ich hab bisher nur bei runden Sachen Paspel verwendet. Aus eben diesen Gründen. ;-))
Liebe Grüße
Sarah
Susanne Krauss
Danke für Deinen Kommentar. Das Um-die-Ecke-paspeln geht echt leicht und macht an einem Kissen echt viel her. Einfach mal ausprobieren!
LG Susanne
Klein Sylvia
Oh das Design finde ich TOLL!!! Die Stoff-Combi ist echt schön!
Liebe Grüße, Sylvia
Susanne Krauss
Danke schön! Ja, küchentauglich (die ist nämlich genau in diesen Farben gehalten ;-))
LG Susanne
Pami Style
wunderschön, dein kissen! bis jetzt habe ich mich noch nicht ans "paspelieren" gewagt. vll versuche ich es jetzt doch einmal, dank deiner anleitung 🙂
lg pami
Susanne Krauss
Danke schön! Trau Dich ruhig ran an die Paspel. Das war wirklich nicht so schwer. Und das Gefühl hinterher, wenn es dann gefällt ist einfach so schön!
Danke Dir auch dafür!
LG Susanne
Lara
Ich komme in letzter Zeit leider auch nicht so oft zum Nähen und vergesse dann auch ab und zu mal was.
Das mit dem Buch ist eine gute Idee, vielleicht lege ich mir auch mal eins zu…
Die Kissenhülle ist übrigens sehr schön geworden 🙂
Liebe Grüße
Lara
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